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diesen Tisch zu einem gut Teil aus dem einfachen Grund hatte anfertigen lassen, weil er es leid war,
sich ständig schmerzhaft das Knie an irgendeiner Kante zu stoßen.
Lancelot ging zögernd weiter, ließ sich auf den erstbesten freien Stuhl sinken und bemerkte erst
dann, dass er unmittelbar gegenüber von Sir Mandrake Platz genommen hatte, der ihn mit
gerunzelter Stirn und feindselig über den großen Tisch hinweg anstarrte.
»Ach ja, noch etwas«, fügte Artus hinzu, dem die Reaktion des Tafelritters keineswegs entgangen
war. »Eine Regel gibt es an dieser Tafel doch: Ich gestatte keinen Streit. Wer einen solchen vom
Zaun bricht, der wird damit bestraft, in den Weinkeller hinunterzugehen und für alle Anwesenden
einen Krug Wein zu holen.«
Diese Bemerkung wurde mit allgemeinem Gelächter quittiert und auch Lancelot zwang seine
Lippen zu einem Lächeln. Nur Sir Mandrakes Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Auch der
feindselige Blick blieb und schließlich war es Lancelot, der das stumme Duell aufgab und sich zu
Artus herumdrehte.
»Eine weise Entscheidung«, sagte er, wobei er ganz bewusst offen ließ, was er damit meinte. Er
fühlte sich mit jedem Moment unwohler. Bisher hatte er gedacht, es läge an den veränderten
Umständen und allenfalls an der Feindseligkeit, die Sir Mandrake ausstrahlte, aber das konnte nicht
alles sein. Er fühlte mit jedem Atemzug deutlicher, dass etwas wie ein unausgesprochenes Unheil in
der Luft lag. Die gelöste Stimmung, das Lachen, die Scherze und der große Appetit, mit dem die
Gäste dem Essen zusprachen, das alles war aufgesetzt und falsch.
»So greift doch zu, mein Freund«, sagte Artus mit einer entsprechenden Geste. »Der
Küchenmeister hat sich wirklich große Mühe gegeben, dieses Mahl zuzubereiten. Und ich glaube,
nur Euretwegen.«
Lancelot war tatsächlich hungrig. Bisher war er viel zu aufgewühlt gewesen, um darauf zu achten,
aber nun verlangte sein Körper mit Macht sein Recht. Die nächste Viertelstunde beschäftigte er sich
kaum mit etwas anderem als mit Brot, Fleisch, Gemüse und Obst, bis er das Gefühl hatte, beim
nächsten Bissen platzen zu müssen, und sich mit einem hörbaren Seufzer des Genusses
zurücksinken ließ.
»Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist Camelots Küche nach dem Thronsaal wohl das Nächste,
was Ihr schmerzhaft vermisst habt«, meinte Artus lachend.
»Das kann man sagen«, antwortete Lancelot. »Eine Woche lang von Dörrfleisch und hartem Brot
zu leben ist kein reines Vergnügen.«
»Wir sind alle froh, dass Ihr heil zurückgekommen seid«, sagte Artus. »Vor allem die Königin
war in großer Sorge um Euch. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie erleichtert sie war, als ich ihr
von Eurer Rückkehr berichtet habe.«
Lancelot nickte zwar, hütete sich aber zu antworten, zumal er Mandrakes Blicke schon wieder
unangenehm auf sich gerichtet spürte. Artus wollte auf irgendetwas hinaus, aber es schien, dass es
nicht um Gwinneth ging.
»Auch wir sind froh, einigermaßen heil und unbeschadet wieder zurück zu sein«, kam ihm Sir
Braiden zu Hilfe. Lancelot warf ihm einen raschen dankbaren Blick zu, aber Braiden sah nicht in
seine Richtung, sondern konzentrierte sich ganz auf Artus. »Auch wenn die Dinge anscheinend
nicht zum Besten stehen, wie ich gehört habe.«
Im ersten Moment sah es so aus, als nähme Artus es dem Tafelritter übel, dass er mit seiner Frage
die gute Stimmung am Tisch verdarb, dann aber nickte er. »Ich fürchte, damit habt Ihr Recht, mein
Freund«, sagte er halblaut. Er seufzte, griff nach seinem Weinbecher und setzte ihn wieder ab ohne
getrunken zu haben. »Ich fürchte, Ihr habt nur zu Recht«, murmelte er noch einmal und leiser, wie
nur zu sich selbst gewandt. »Die Dinge stehen wirklich nicht zum Besten. Nicht um Camelot und
nicht um uns. Dennoch sollten wir jetzt nicht in Trübsal und Mutlosigkeit versinken. Wir haben
schon so manche schwere Zeit erlebt und ausgestanden und am Ende haben wir immer gesiegt.«
»Irgendwann ist immer das erste Mal«, murmelte Sir Mandrake wer sonst? »Es stimmt wohl,
Artus. Wir haben schon so manches Schlimme erlebt und überstanden. Aber die Zeiten haben sich
geändert. Wir sind weniger geworden. Viele unserer Freunde sind nicht mehr bei uns und dafür sind
neue Gesichter in unserer Runde. Gesichter, von denen wir nicht genau wissen, wer sich hinter
ihnen verbirgt.«
Für einen Moment wurde es sehr still. Artus sah Mandrake stirnrunzelnd und verwirrt an.
Offensichtlich begriff er wirklich nicht, worauf der Ritter mit diesen Worten hinauswollte.
Lancelot dafür umso besser. »Was genau meint Ihr damit, Sir?«, fragte er ruhig, aber so kalt, dass
fast alle Ritter überrascht den Kopf wandten und nun ihn anstarrten.
Mandrake blieb vollkommen ungerührt. »Ich glaube, das wisst Ihr besser als ich, Sir Lancelot«,
sagte er.
»Nehmt an, ich wüsste es nicht«, erwiderte Lancelot.
Seine rechte Hand wollte vom Tisch gleiten und nach dem Schwertgriff tasten, aber er ließ die
Bewegung nicht zu, sondern presste die Finger stattdessen flach und gespreizt mit aller Kraft auf
den Tisch, sodass seine Knöchel weiß wurden.
»Ich bitte Euch, Freunde«, sagte Artus. »Ich «
»Nein, Artus«, sagte Lancelot, ohne Mandrake dabei aus den Augen zu lassen. »Es muss einmal
ausgesprochen werden und je eher, desto besser. Sir Mandrake hat ganz offensichtlich etwas gegen
mich. Es ist allein seine Sache. Ich kann niemanden zwingen, mich zu lieben oder mich auch nur
nicht zu hassen.«
»Hört, hört«, sagte Mandrake spöttisch.
»Aber ich wüsste doch wenigstens gern, warum«, fuhr Lancelot fort.
»Nun, wenn Ihr Wert darauf legt & « Mandrake hob die Schultern. Es bereitete ihm keinerlei
Mühe, Lancelots Blick standzuhalten. »Wir wissen einfach zu wenig über Euch, Lancelot. Kaum
mehr als Euren Namen und selbst von dem wissen wir nicht, ob er stimmt oder nicht. Wir wissen
nicht, wer Ihr seid. Wo Ihr herkommt. Wo Ihr hingeht. Was Eure Ziele sind.«
»Ich bitte Euch, Mandrake!« Artus klang fast entsetzt. »Hat Lancelot nicht zur Genüge bewiesen,
auf welcher Seite er steht?«
»Hat er das?«, fragte Mandrake. »Er hat in der Schlacht neben uns gekämpft, das ist wahr. Er hat
den einen oder anderen von uns vor dem Tod bewahrt, auch das ist richtig. Und er hat Euch das
Leben gerettet, Artus. Das alles mag Euch Beweis genug für seine Treue sein. Mir reicht es nicht.«
Artus wollte auffahren, aber Lancelot brachte ihn mit einer raschen Geste zum Schweigen. »Redet
ruhig weiter, Mandrake«, sagte er.
»Wie überaus großzügig von Euch, Sir Lancelot«, antwortete Mandrake zynisch. »Aber gut, wenn
Ihr es unbedingt hören wollt: Ihr habt in der Schlacht neben uns gestanden, das ist wahr, aber seit
Ihr nach Camelot gekommen seid, hat auch das Unglück hier Einzug gehalten. Ich will Euch nicht
unterstellen, dass Ihr ein Verräter seid oder ein Lügner. Vielleicht zieht Ihr einfach das Unglück an.
Oder vielleicht folgt es Euch wie ein übler Schatten überall hin und Ihr gehört zu denen, die Unheil
und Tod verbreiten, wo immer sie auch auftauchen.«
»Was ist das, Mandrake?«, fragte Lancelot. »Habt Ihr mir den Schlag noch nicht verziehen, den
ich Euch versetzt habe?«
»Es ist nicht die erste Wunde, die ich davontrage, und es wird nicht die letzte bleiben«, sagte
Mandrake ruhig. »Und es war kein besonders fairer Kampf.«
»Ich bin gerne bereit, Euch Revanche zu gewähren«, schlug Lancelot freundlich vor.
»Das wäre ein noch viel unfairerer Kampf«, meinte Mandrake kopfschüttelnd. »Und das wisst
Ihr.«
»Weshalb ich ihn bisher vermieden habe«, stimmte ihm Lancelot zu. »Aber ich warne Euch:
Meine Geduld hat Grenzen.«
»Dann legt diese Rüstung und das Schwert ab«, schlug Mandrake vor. »Und kämpft mit mir von
Mann zu Mann.«
»Das «, fuhr Lancelot auf, aber in diesem Moment schlug Artus heftig mit der flachen Hand auf
den Tisch und sagte laut:
»Genug!«
Mandrakes Blick nach zu schließen war dieser wohl der Meinung, dass sie noch gar nicht richtig
angefangen hatten, aber er sagte nichts mehr, sondern starrte Lancelot nur noch mit einem spöttisch-
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