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te er vor, umschlang die Bestie von hinten mit den Armen, riß sie in
die Höhe und schleuderte sie mit einem einzigen Ruck seiner gewal-
tigen Muskeln weg. Das Ungeheuer prallte gegen eines der anderen
Monster und riß es mit sich von den Füßen. Aber es war nur eine
kurze Atempause, denn schon stürmten die anderen Bestien heran.
Torian stellte sich einer von ihnen mit gezogenem Schwert in den
Weg. Es war ungefähr so aussichtsreich wie der Versuch, einen wü-
tenden Elefanten mit einem Zahnstocher aufhalten zu wollen. Die
Bestie walzte heran, rannte geradewegs in seine vorgestreckte
Schwertklinge hinein - und lief weiter. Die Spitze seiner Waffe ver-
mochte ihre Panzerhaut nicht einmal zu ritzen! Die Klinge bog sich
ein wenig durch und mit einem sirrenden Laut zur Seite, und das
Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen. Im nächsten Moment traf
ihn eine Klaue des Monstrums mit der Wucht eines Hammerschlages
an der Schulter und schmetterte ihn zu Boden. Er hatte noch unge-
heures Glück, daß die Bestie ihn nur mit dem geschuppten Handrü-
cken traf, statt ihm den Arm kurzerhand auszureißen. Instinktiv zog
er den Kopf zwischen die Schultern, wälzte sich herum und hörte,
wie harte Krallen den Fels aufrissen, genau dort, wo er eine halbe
Sekunde zuvor noch gelegen hatte. Er versuchte hochzukommen und
zu seinem Schwert zu gelangen, wurde von einem zweiten, ebenso
wuchtigen Schlag davongeschleudert und sah den mißgestalteten
Leib einer weiteren Alptraumkreatur über sich aufragen. Ihre Arme
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waren gespreizt, die Krallen wie Zinken einer stählernen Gabel auf
sein Gesicht gerichtet.
Aber der Hieb, auf den er wartete, kam nicht.
Statt dessen erstarrte das Ungeheuer. Aus seiner Brust ragte ein
fingerlanges, stählernes Dreieck. Langsam, als würde es von unsicht-
baren Fäden wie eine Marionette gehalten, brach es in die Knie,
drehte sich halb um seine Achse und fiel schließlich nach vorne.
Die anderen Monstren überlebten es nur um Sekunden. Verblüfft
glotzte Torian das halbe Dutzend Männer an, die wie aus dem Nichts
aufgetaucht und zwischen die Ungeheuer gefahren waren. Sie ließen
ihnen nicht den Hauch einer Chance. Ihre Schwerter durchbrachen
die Panzerhaut der Bestien und töteten sie auf der Stelle.
Torian stemmte sich in die Höhe und betrachtete die Unbekannten
genauer. Sie waren von Kopf bis Fuß in graue, enganliegende Tücher
gehüllt, die nur einen kaum fingerbreiten Streifen über den Augen
und Nasenwurzel freiließen. Der Streifen Haut, den Torian sah, war
so weiß, als wäre er noch nie von einem Sonnenstrahl getroffen wor-
den, die Augen groß und stechend. Als er den Blick eines der unbe-
kannten Krieger auf sich ruhen sah, fühlte er sich sofort unbehaglich.
Die Gestalten sahen seltsam unwirklich, fast gespenstisch aus, aber
das konnte auch an der Art ihres Auftauchens und an ihrem Verhal-
ten liegen. Die Männer hatten ihnen das Leben gerettet - das erste
Mal, seit sie die Straße der Ungeheuer betreten hatten, daß ihnen
Hilfe zuteil wurde, und vielleicht reagierte Torian gerade deshalb mit
Mißtrauen auf ihr unerwartetes Erscheinen. Es war nicht sicher, daß
die Krieger ihnen wirklich freundlich gesonnen waren; noch bestand
die Möglichkeit, daß sie vom Regen in die Traufe geraten waren.
Doch die Unbekannten zeigten keine feindliche Absicht, sondern
steckten im Gegenteil sogar ihre Schwerter weg, traten auf Garth zu -
und sanken vor ihm auf die Knie!
»Seid willkommen in der Schattenburg, Herr«, murmelten sie wie
aus einem Munde.
Torian glaubte seinen Augen und Ohren nicht zu trauen. Neben
ihm stießen Shyleen und Bard gleichermaßen ein überraschtes Keu-
chen aus. Er nahm es nur unterbewußt wahr. Wie gebannt fixierte er
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Garth, der die demütige Unterwerfung der Krieger mit einem zufrie-
denen Lächeln quittierte, dann ließ er seinen Blick fassungslos zu
Cathar weiterwandern. Das Gesicht des Magiers war bar jeden Aus-
drucks; mit leeren, an Glaskugeln erinnernden Augen starrte er ins
Nichts.
Und dann verschwand er.
Seine Gestalt begann zu flimmern, wurde unscharf und durch-
scheinend. Gleichzeitig verwandelte sich Garth. Auch seine Kontu-
ren verschwammen für Sekunden und festigten sich neu nach Cathars
Ebenbild, während sich der Körper des Magiers in Nichts auflöste.
Genauer - das, was sie die ganze Zeit über für seinen Körper gehal-
ten hatten.
Torian stöhnte auf und begriff nicht, wieso er die Wahrheit nicht
schon längst erkannt hatte. Mit einem Mal war alles völlig klar. Ca-
thar hatte sie die ganze Zeit über getäuscht.
»Was& was soll das bedeuten?« stieß Bard hervor. Auch in seiner
Stimme lag plötzlich ein Unterton, der Torian fremd war.
Cathars Aussehen hatte sich inzwischen gefestigt. Nichts an ihm
erinnerte mehr an das Trugbild, das er ihnen vorgegaukelt hatte. Im-
mer noch lächelnd wandte er sich um und musterte den Rattengesich-
tigen wie ein lästiges Insekt.
»Das ist doch ganz einfach: Man heißt den neuen Herrscher der
Schattenburg willkommen, wie du gehört hast. Oder fragst du, was
mit diesem Körper geschah? Wenn man mit einem Mann wie Torian
Carr Conn gemeinsam reist, kann man nicht vorsichtig genug sein.
Es gibt nur einen Menschen, von dem ich wußte, daß er nie sein
Schwert gegen ihn erheben würde. Also nahm ich sein Aussehen an.
Ohne ihn wäre keiner von uns hierhergekommen.«
»Vergeßt nicht das Blutopfer für die Festung, Herr«, gemahnte ei-
ner der Krieger.
»Richtig«, erwiderte Cathar und machte eine Handbewegung in
Richtung der acht noch lebenden Gardisten. »Ihr fragt euch viel-
leicht, welche Rolle euch in diesem Geschehen bestimmt ist. Ich
mußte so viele von euch mitschleppen, nur um sicherzugehen, daß
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wenigstens einige von euch bis hierhin durchkommen. Die Schatten-
burg fordert ihren Preis, wenn man sie betreten will. Nehmt sie.«
Und die grauen Krieger nahmen sie. Drei von ihnen waren zwi-
schen den Gardisten und töteten sie mit ihren Schwertern, noch bevor
die Männer begriffen, was Cathars Worte zu bedeuten hatten. Ohne
einen Laut brachen sie zusammen.
»Verrat!« keuchte Bard und zog sein Schwert. Einer der Krieger
trat drohend auf ihn zu, doch er beachtete es nicht einmal. »Du hast
uns alle verraten. Es ging dir gar nicht darum, das Tor zu schließen.
Du wolltest nur die Schattenburg. Und ich habe dir vertraut!«
»Das ist schließlich deine eigene Schuld«, höhnte Cathar. »Ich ha-
be dich zu nichts gezwungen, und du lebst nur noch, weil du mir bis-
lang treu gedient hast. Entscheide dich: Willst du ebenfalls sterben
oder mir weiterhin gehorchen?«
»Niemals!« schrie Bard. »Du wirst für deinen Verrat bezahlen.
Zeig wenigstens soviel Mut, mit mir zu kämpfen!«
»Kämpfen?« Der Magier schien einen Moment zu überlegen, dann
schüttelte er den Kopf. »Wie überflüssig.« Er drehte sich um und
machte einige Schritte auf die Burg zu, dann wandte er noch einmal
den Kopf. »Ach, ehe ich es vergesse«, fügte er in fast beiläufigem
Tonfall hinzu, »die Brücke, auf der du zu stehen glaubst, die gibt es
in Wahrheit gar nicht, weißt du?«
Bard keuchte vor Schrecken, blickte instinktiv nach unten
- und stürzte wie ein Stein in die Tiefe!
Torian starrte Bard mit vor Entsetzen geweiteten Augen nach. Der
Rattengesichtige kam nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen.
Der scheinbar so massive Fels war von einem Sekundenbruchteil auf
den anderen nur auf dem kleinen Stück, auf dem er gestanden hatte,
verschwunden. Er fiel und fiel, hinein in die Decke aus Wolken und
Nebel, die sich unter der Brücke spannte und nirgendwo zu enden
schien.
Torian wußte nicht, was er empfand. Bis zuletzt hatte er Bard nur
als einen unterwürfigen Diener Cathars betrachtet, ungeachtet des-
sen, was der ehemalige Kommandant ihm gesagt hatte. Sie alle wa-
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