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hinter dem Wort »Ich«, auf der unsere Überzeugung von unserer
Identität beruht. Wenn wir nicht an die Beständigkeit unseres
Selbst glauben, gerät unser Identitätsgefühl in Gefahr, und wir
werden von anderen Menschen abhängig, deren Zustimmung
dann zur Grundlage unseres Identitätsgefühls wird. Nur wer an
sich selbst glaubt, kann anderen treu sein, weil nur ein solcher
Mensch sicher sein kann, daß er auch in Zukunft noch derselbe
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sein wird wie heute und daß er deshalb genauso fühlen und
handeln wird, wie er das jetzt von uns erwartet. Der Glaube an
uns selbst ist eine Voraussetzung dafür, daß wir etwas
versprechen können, und da der Mensch - wie F. Nietzsche
(1910, S. 341) sagt - durch seine Fähigkeit, etwas versprechen
zu können, definiert werden kann, ist der Glaube eine der
Voraussetzungen der menschlichen Existenz. Worauf es in
Liebesbeziehungen ankommt, ist der Glaube an die eigene
Liebe, der Glaube an die Fähigkeit der eigenen Liebe, bei
anderen Liebe hervorzurufen, und der Glaube an ihre
Verläßlichkeit.
Ein weiterer Aspekt des Glaubens an einen anderen Menschen
bezieht sich darauf, daß wir an dessen Möglichkeiten glauben.
Die rudimentärste Form, in der dieser Glaube existiert, ist der
Glaube der Mutter an ihr Neugeborenes: daß es leben, wachsen,
laufen lernen und sprechen lernen wird. Freilich erfolgt die
Entwicklung des Kindes in dieser Hinsicht mit einer solchen
Regelmäßigkeit, daß man wohl für die diesbezüglichen
Erwartungen keinen besonderen Glauben braucht. Anders ist es
mit den Fähigkeiten, die sich unter Umständen nicht entwickeln
werden, wie etwa die Fähigkeit des Kindes, zu lieben, glücklich
zu sein und seine Vernunft zu gebrauchen, wie auch spezielle
künstlerische Begabungen. Sie sind die Saat, die wächst und die
zum Vorschein kommt, wenn die richtigen Voraussetzungen für
ihre Entwicklung gegeben sind, die aber auch im Kern erstickt
werden kann, wenn solche Voraussetzungen fehlen.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, daß die
Bezugsperson im Leben des Kindes an diese Entwicklungs-
möglichkeiten glaubt. Ob dieser Glaube vorhanden ist oder
nicht, macht den Unterschied aus zwischen Erziehung und
Manipulation. Erziehen bedeutet, dem Kind zu helfen, seine
Möglichkeiten zu realisieren. (Das englische Wort education =
Erziehung kommt vom lateinischen educere, was wörtlich soviel
bedeutet wie »herausführen« oder »etwas herausbringen, was
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potentiell bereits vorhanden ist«.) Das Gegenteil von Erziehung
ist Manipulation, bei welcher der Erwachsene nicht an die
Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes glaubt und überzeugt
ist, daß das Kind nur dann zu einem ordentlichen Menschen
wird, wenn er ihm das, was er für wünschenswert hält, einprägt
und alles unterdrückt, was ihm nicht wünschenswert scheint. An
einen Roboter braucht man nicht zu glauben, weil in ihm kein
Leben ist, das sich entfalten könnte.
Der Höhepunkt des Glaubens an andere wird im Glauben an
die Menschheit erreicht. In der westlichen Welt kam dieser
Glaube in der jüdischchristlichen Religion zum Ausdruck, und
in weltlicher Sprache fand er seinen stärksten Ausdruck in den
humanistisch orientierten politischen und gesellschaftlichen
Ideen der letzten hundertfünfzig Jahre. Genau wie der Glaube an
ein Kind, gründet auch er sich auf die Idee, daß die dem
Menschen gegebenen Möglichkeiten derart sind, daß er unter
entsprechenden Bedingungen die Fähigkeit besitzt, eine von den
Grundsätzen der Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe getragene
Gesellschaftsordnung zu errichten. Noch ist dem Menschen der
Aufbau einer solchen Gesellschaftsordnung nicht gelungen, und
deshalb erfordert die Überzeugung, daß er dazu in der Lage sein
wird, Glauben. Aber genau wie bei jeder Art von rationalem
Glauben handelt es sich auch hier um kein Wunschdenken,
sondern gründet sich auf die unleugbaren Leistungen der
Menschheit in der Vergangenheit und auf die Erfahrungen, die
jeder einzelne in seinem eigenen Inneren mit seiner Fähigkeit zu
Vernunft und Liebe macht.
Während der irrationale Glaube in der Unterwerfung unter
eine Macht, die als überwältigend stark, als allwissend und
allmächtig empfunden wird, und im Verzicht auf die eigene
Kraft und Stärke wurzelt, gründet sich der rationale Glaube auf
die entgegengesetzte Erfahrung. Wir besitzen diese Art von
Glauben an eine Idee, weil sie das Ergebnis unserer eigenen
Beobachtungen und unseres eigenen Denkens ist. Wir glauben
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an die Möglichkeiten anderer, unserer selbst und der Menschheit
nur deshalb, weil wir das Wachstum unserer eigenen
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