[ Pobierz całość w formacie PDF ]

stellen, da sich etwas Neues zugetragen hätte, weswegen er ihr
ein paar Fragen stellen wollte. Woher sollte ich schließlich
76
wissen, was das alles zu bedeuten hatte? Immerhin hat mir kein
Mensch auch nur das geringste darüber erzählt.«
»Wir wollten eben, daß sie ein einigermaßen normales
Leben führt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, wir fanden es nicht richtig, Sarah ständig zu Hause
zu behalten. Sie konnte die Isolation kaum mehr ertragen. Wir
wollten, daß sie Kontakt zu anderen Kindern bekam, mit ihnen
spielen konnte und sich wieder mit anderen Dingen
beschäftigte als jenen entsetzlichen Vorfällen. Wenn wir Sie in
alles eingeweiht hätten, hätten Sie unsere Tochter bestimmt
nicht wieder in die Schule aufgenommen, oder zumindest
hätten alle anderen davon erfahren, und sie wäre ständig nur
bestaunt worden und hätte nie ihre Ruhe gehabt. Wir dachten
eben, der Polizist würde zu ihrem Schutz ausreichen.«
»Ich verstehe immer noch nicht ganz.«
»Was war mit diesem Polizisten? Versuchen Sie, sich so
genau wie möglich an alles zu erinnern.«
»Er kam heute früh hierher und bat darum, Ihre Tochter kurz
aus dem Klassenzimmer holen zu dürfen, um ihr ein paar
Fragen zu stellen.« Die Schweißflecken unter seinen
Achselhöhlen wurden zusehends größer. »Das habe ich ihm
erlaubt. Sie werden sicher verstehen, weshalb ich das getan
habe, oder? Und als nächstes hat sie dann eine der Lehrerinnen
unten im Keller schreien gehört. Sie blutete und schrie und...«
»Wo?«
»Im Keller.«
»Nein. Wo hat sie geblutet?« Aber er wußte die Antwort im
voraus; doch obwohl seine Kehle sich bereits gefährlich
zusammenkrampfte, wollte er es doch aus dem Mund des
Schulleiters hören. Und dann erzählte ihm dieser auch, was der
bewaffnete Polizist ihr angetan hatte, und Bourne glaubte, sich
jeden Augenblick übergeben zu müssen.
»Nein«, brachte er als einziges hervor. »Nein«, konnte er nur
wiederholen.
77
20
Auf der Fahrt nach Hause zurück saß Sarah zwischen ihm und
Claire auf dem Vordersitz. Die Blutung hatte schließlich
aufgehört. Wie ihn die Ärzte in der Klinik angestarrt hatten, als er
ihnen alles erklärt hatte. Sie nähten sie, wo sie durch die Kimme
aufgerissen worden war. Außerdem verbanden sie Sarah mit
desinfiziertem Mull, der künftig mehrmals ausgewechselt werden
müßte, und gaben ihr eine Spritze gegen die Schmerzen. Er mußte
neuerlich an Gift denken. Als nächstes nahmen sie eine
Bluttransfusion vor. Als sie Sarah in der Klinik behalten wollten,
um sie weiter beaufsichtigen zu können, lehnte Bourne ent-
schieden ab: »Das kommt nicht in Frage. Die Kleine fährt jetzt
mit uns nach Hause. Das nächste Mal ist es anstatt eines
Polizisten vielleicht ein Arzt.« Und so kuschelte sie sich nun also
zwischen sie beide, und ihr Gesicht hatte die Farbe von Zement,
als sie sich in ihre Decke krallte.
»Warum, Daddy? Warum hat er mir dort weh tun wollen?«
Er mußte sich die Sache erst durch den Kopf gehen lassen,
bevor er ihr antwortete. »Weißt du noch, mein Schatz, wie Mami
von Ethan diesen großen Bauch bekam und du gefragt hast, wie es
dazu kam?« Der Gedanke an Ethan ließ ihn stocken. Der kleine
Körper, der nun steif und gefühllos in seinem Sarg in seinem
Grab lag. Ihm wurde bewußt, daß er zu kräftig aufs Gaspedal
stieg, und er nahm seinen Fuß wieder zurück. »Weißt du noch,
du dachtest damals, daß ein Baby im Bauch einer Frau wächst,
sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht oder auch, sobald sie
heiratet. Und wolltest wissen, ob das stimmt?«
Sie drückte sich näher an ihn.
»Darauf habe ich dir mit >nein
»Reuben, hör auf«, fuhr Claire dazwischen.
»Sarah hat mich etwas gefragt, und ich möchte ihr darauf
antworten.« Und dann, wieder an Sarah gewandt: »Ich habe dir
erzählt, wie deine Mutter und ich zusammengekommen sind,
78
und was wir getan haben, um Ethan zu machen. Und das war
gut so. Deine Mutter wollte es, und ich wollte es, und wir
haben uns beide dabei sehr glücklich gefühlt. Das ist etwas
ganz Besonderes, das man nur mit jemandem macht, den man
sehr lieb hat, und wenn dann alles klappt und man ein Baby
bekommt, dann kann das etwas noch Schöneres sein.«
»Aber warum hat mir der Mann da weh tun wollen?«
Er bog um eine Straßenecke und konnte sich die Antwort
nicht verkneifen. »Nicht alle Menschen werden einmal so gut
zu dir sein, wie wir das sind, Sarah. Es gibt Menschen auf der
Welt, schlechte Menschen, die Freude daran finden, anderen
Menschen weh zu tun. Wir wissen nicht, wie sie an so etwas
Freude finden können, aber es ist nun einmal so. Und wir
müssen uns vor solchen Menschen in acht nehmen.«
»Reuben«, fiel ihm Claire scharf ins Wort.
»Ich beantworte lediglich Sarahs Frage«, verteidigte er sich.
»Das ist auch der Grund, Sarah, weshalb wir dir immer wieder
eingeschärft haben, nie von einem fremden Mann Süßigkeiten
anzunehmen oder dich von jemandem im Auto mitnehmen zu
lassen, den du nicht kennst. Und deshalb sage ich dir jetzt auch
wieder, daß du dich vor jedem Menschen in acht nehmen sollst,
den du in Zukunft kennenlernst. Es kann ein guter Mensch
sein, aber es kann auch ein schlechter sein, und es gibt viele [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • sliwowica.opx.pl
  •