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Piper darüber gesprochen, wann immer ich einen Fehler
gemacht habe. Aber in diesem Fall war mein Verhalten wirklich
unverzeihlich. Ich hätte euch von meiner Begegnung mit Selim
erzählen müssen, bevor & andererseits, woher zum Teufel hätte
ich wissen sollen, dass er mich ohne mein Wissen in die
Vergangenheit entführt, und woher hätte er wissen sollen, dass
sein Vater ihn die ganze Zeit im wahrsten Sinne des Wortes
durchschaute?«
»Ich bin fest davon überzeugt«, hatte Phoebe geantwortet,
»dass alles genau so gelaufen ist, wie es hat passieren müssen.
Wir als die Zauberhaften können jederzeit in außergewöhnliche
Situationen kommen, die auf den ersten Blick ganz alltäglich
erscheinen. So wie Selims Erscheinen im South Bay Sozialdienst
zum Beispiel. Ich will damit sagen, dass wir überhaupt keinen
Einfluss darauf haben, dass etwas geschieht, bei dem die
Zauberhaften gefragt sind. Das Zusammentreffen von dir und
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Selim war vorherbestimmt, Punkt, aus! Nun gilt es, hier und
jetzt das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wieder
herzustellen. Und genau deshalb sind wir hier!«
»Na ja«, hatte Paige gesagt. »Aber Piper schärft uns doch
immer ein, dass wir ganz besonders vorsichtig sein sollen, wenn
uns etwas Ungewöhnliches widerfährt. Und die Bekanntschaft
mit Selim & nun, die war und ist schon was ganz Besonderes
& «
Phoebe hatte ihre Halbschwester einen Moment lang
nachdenklich angesehen, bevor sie antwortete: »Du hast dich bis
über beide Ohren in Selim verliebt«, sagte sie, »das ist
offensichtlich. Und genauso offensichtlich ist es, dass er dich
anbetet. Aber lass dir von jemandem, der in dieser Hinsicht
vermutlich sehr viel mehr Erfahrung hat als du, sagen, dass das
eine ziemlich aussichtslose Geschichte ist. Es mag hart klingen,
aber es kann für euch keine gemeinsame Zukunft geben.
Niemand weiß das besser als ich.«
»Du spielst auf die Sache mit Niall, dem Sohn Merlins, an,
stimmt s?«, hatte Paige gefragt. Phoebe und Piper hatten ihr erst
vor kurzem von ihrem Abenteuer im alten Camelot erzählt,
wohin die Schwestern während eines Urlaubs in Wales gereist
waren, nachdem der Sohn des alten Keltenmagiers in
Schwierigkeiten geraten war.
»Ja, unter anderem«, hatte Phoebe lachend geantwortet. Doch
dann war sie wieder ernst geworden. »Hör zu, Paige, keiner von
euch beiden darf seine Zeit verlassen, um sein Leben an der
Seite des anderen zu verbringen. Das wäre das Ende!«
»Wieso eigentlich?«, hatte Paige trotzig gefragt.
»Weil dadurch der Lauf der Dinge verändert würde, ganz
einfach«, hatte Phoebe geantwortet. »Wenn Selim für immer ins
21. Jahrhundert switchen würde, wäre er ja hier nicht mehr
existent, und der Bund der Magier damit auch nicht. Zum einen
wäre so das Gleichgewicht von Gut und Böse für alle Zeiten
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gestört, und zum anderen würde es dann vermutlich auch die
Zauberhaften nicht geben, wenn die Vergangenheit in dieser
Weise manipuliert würde. Das Kräfteverhältnis wäre also
dauerhaft zerrüttet, und die dunkle Seite hätte gewonnen. Mit
anderen Worten: Der Bund der Magier ist für seine Zeit genauso
wichtig wie die Zauberhaften gut 1200 Jahre später.«
»Das ist alles sehr schwer zu begreifen«, hatte Paige erwidert.
»Stell es dir einfach wie einen riesigen Turm vor. Entfernt
man auch nur einen Stein, bricht das ganze Konstrukt
zusammen. Eins baut auf dem anderen auf.«
»Bitte verschone mich mit Analogien von Türmen«, hatte
Paige grinsend geantwortet.
Und nun, da alle schliefen, trat sie an die Dachbrüstung und
starrte genau in Richtung des schwarzen Turms, der in der Nacht
nur mehr zu erahnen war. Hier und da waren in Ald maran noch
vereinzelte Lichter zu sehen, doch ansonsten lag die Stadt still
und dunkel da.
Wo war Selim? Lebte er noch, oder hatte der grausame Zeyn
seinen letzten Widersacher aus dem Bund der Magier
unschädlich gemacht? Würde der Malak so weit gehen, das
Leben seines eigenen Sohns auszulöschen? Nein, dachte Paige,
wahrscheinlicher ist es, dass er auch Selim seine Kräfte raubt
und ihn festsetzt. Somit wäre auch der temporären Macht der
Drei der Garaus gemacht, und die Welt, auch die Welt, die sie
kannte, würde schon bald in Finsternis versinken.
Und wie es schien, war sie allein an allem schuld, egal, was
die anderen dazu meinten. Und wenn das Schicksal tausendmal
bestimmt hatte, dass Selim sie in der Zukunft ausfindig machen
und mit nach Ald maran nehmen würde, so hätte sie nicht mit
ihm gehen dürfen, ohne zuvor ihre Schwestern zu informieren.
Schließlich waren sie ein Team, von dessen Planung,
Vorbereitung und Handlungsfähigkeit alles abhängen konnte,
und genau diese Handlungsfähigkeit war ihnen nun abhanden
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gekommen. Sie, Paige, war völlig nutzlos im großen Kampf
gegen Zeyn geworden, und ohne ihre Fähigkeiten war die Macht
der Drei gebrochen. Der alte Malak hatte sie entmachtet und das
zauberhafte Trio zerschlagen, noch bevor er wissen konnte, dass
es Piper und Phoebe überhaupt gab.
Andererseits hätte Zeyn mich ja auch auf der Stelle töten
können, nachdem er sich meine Kräfte einverleibt hatte,
überlegte Paige. Aber das hatte der Alte nicht getan. Warum
nicht?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal an diesem Abend.
Hatte er vielleicht doch noch Pläne mit ihr gehabt? Pläne mit ihr
und seinem leiblichen Sohn womöglich? Tatsächlich musste
dem Malak ziemlich bald klar geworden sein, was Selim für sie
fühlte, stand er ja vermutlich fast ununterbrochen in Kontakt zu
seinem Fleisch und Blut. Zeyns Fleisch und Blut &
Auf einmal traf Paige die Erkenntnis wie ein Schlag: Selim
war nicht nur nicht tot oder in Gefangenschaft geraten, sondern,
ganz im Gegenteil, sehr wahrscheinlich mit offenen Armen von
seinem Vater, dem gefallenen Engel, empfangen worden! Der
verlorene Sohn war zurückgekehrt, um & ja, um was eigentlich
zu tun? Paige wusste es nicht genau, aber sie wusste plötzlich,
dass ihre Anwesenheit im schwarzen Turm der ganzen
Geschichte eine neue, womöglich alles entscheidende Wendung
geben konnte.
Sie straffte sich und riss ihren Blick vom nächtlichen,
friedlich daliegenden Ald maran los. Sie schlich über die
Dachterrasse, schnappte sich einen der alten traditionellen
Baumwollüberwürfe, die ihre Schwestern tagsüber getragen
hatten, und schlüpfte hinein.
Dann stieg sie leise die Treppe hinab und verließ auf
Zehenspitzen das Haus.
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8
ZEYN FÜHRTE SELIM WIEDER HINAUF in die
prächtige Eingangshalle des schwarzen Turms und erklomm mit
ihm die Wendeltreppe, bis sie die Plattform erreichten, in der
sich das Laboratorium des Malak befand.
Selim wusste von diesem Ort des Schreckens bereits aus
Paiges Erzählungen. Sein Blick fiel auf allerlei merkwürdige
Gerätschaften und Instrumente, auf Glaskolben, Behälter und
Tonkrüge, in denen Unbeschreibliches aufbewahrt wurde, doch
Tote oder gar die Leiche des unglücklichen Abu konnte er
nirgends entdecken.
»Was ist das hier?«, fragte er den Alten.
»Meine Experimentierstube«, erwiderte Zeyn. »Hier
erforsche ich das Mysterium des Lebens.«
Wohl eher das Mysterium des Todes, dachte Selim, doch er
schwieg.
Fest ergriff der Malak Selims Arm, und für einen Moment
erschrak der junge Zauberer. Doch Zeyn hatte nicht vor, ihm
seine Kräfte zu rauben, sondern sie orbten lediglich weiter
hinauf, bis sie ein Turmgeschoss erreichten, in dem sich
offensichtlich eine Küche befand. »Hier bereiten meine untoten
Diener die Mahlzeiten für sich und etwaige Gefangene.«
Selim schluckte. Auf dem alten Holztisch lagen von Fliegen
umschwirrte Fleisch- und Knochenreste. Auch diesen Raum
kannte er aus Paiges Bericht. Es war klar, dass der Malak die
Delikatessen, die er in der Halle der Sinnesfreuden für sich und
seine Gäste auffahren ließ, wohl kaum hier zubereiten ließ.
Sie orbten weiter hinauf und erreichten eine Etage, in der sich
ein unheimlich düsterer Gang mit mehreren verschlossenen
Türen befand. »Die Quartiere meiner Ghule«, erläuterte Zeyn im
Plauderton. »Sie schätzen das Licht nicht sonderlich.«
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Es kam Selim vor, als ob der Malak eine Art
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