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diesen Höhen flammte die Sonne in den Mittagsstunden heller und roter, und die Trockenstädter, die aus einer Gegend
stammen, die einst Meerboden war, litten bald an Sonnenbrand und Hautbläschen. Da ich unter der flammenden Sonne
Terras aufgewachsen war und ein roter Stern mir nicht einmal zur heißesten Stunde etwas anhaben kann, ging es mir
ganz gut. Schon das hätte mich verdächtig machen müssen. Und wieder stellte ich fest, daß Cuinn mich mit einem
wilden Blick musterte.
Als wir über die Pässe kamen und den langen Abstieg begannen, der durch die dichten Wälder führte, kamen wir ins
Land der Nichtmenschen. Um dem Geisterwind aus dem Weg zu gehen, mieden wir das Gebiet von Charin und die
Wälder der Ya-Männer, die sich während dieser Zeit kannibalistisch betätigen.
Später führte uns der Weg durch noch dichtere Wälder aus Indigobäumen und gräulich-purpurnen Farnkräutern. In den
Nächten vernahmen wir das Geheul der Katzenmenschen, die in diesen Breitengraden heimisch sind. Nachts stellten wir
Wachtposten auf, denn die Dunkelheit war erfüllt von finsteren Schatten, geheimnisvollen Geräuschen, seltsamen
Gerüchen und rätselhaftem Geraschel.
Dennoch - unsere Tagesmärsche und Nachtwachen verliefen ereignislos, bis jene Nacht kam, in der ich mit Cuinn
zusammen Wache schob. Ich hatte meinen Posten am Lagerrand bezogen, das Feuer im Rücken. Die Männer schliefen
schnarchend und hatten sich um die Feuerstelle gelegt. Die Tiere, die doppelt angebunden waren, bewegten sich unruhig
und schnaubend.
Ich hörte Cuinns Schritte hinter mir. Dann hörte ich am Waldrand ein Rascheln. Ich sah eine Bewegung und glaubte
hinter den Bäumen jemanden flüstern zu hören, deswegen drehte ich mich um, um ihn darauf aufmerksam zu machen.
Und dann sah ich, wie er auf den Lichtungsrand zuglitt.
Im ersten Augenblick dachte ich mir nichts dabei, sondern nahm an, er wolle lediglich etwas näher an die Lücke
zwischen den Bäumen herangehen, zwischen denen er verschwand. Ich nehme an, daß ich dachte, er wolle lediglich die
Ursache irgendeines Geräusches erkunden, das er gehört hatte. Vielleicht hatte er auch einen Schatten gesehen und
rechnete damit, daß ich mich bereithielt.
Dann sah ich hinter den Bäumen Lichtgeflacker. Das Licht der Laterne, die Cuinn in der Hand hielt! Er gab jemandem ein
Zeichen!
Ich öffnete die Sicherung der Spange, in der mein Skean steckte, und eilte hinter ihm her. In der matter werdenden
Feuerglut glaubte ich mehrere glitzernde Augen zu erkennen, die mich beobachteten. Ich duckte mich und sprang. In
einem Gewirr von wirbelnden Armen und Beinen stürzten wir beide zu Boden. In weniger als einer Sekunde hatte er
seinen Skean in der Hand. Ich packte sein Gelenk und versuchte verzweifelt, die Klinge von meiner Kehle wegzudrücken.
»Sei kein Narr!« keuchte ich. »Ein Schrei - dann ist das ganze Lager auf den Beinen! Wem hast du ein Zeichen
gegeben?«
Im Lichtschein der heruntergefallenen Laterne sah er mit seinen höhnisch gefletschten Zähnen beinahe wie ein
Nichtmensch aus. Einen Augenblick lang packte er die Klinge fester, dann ließ er sie sinken. »Laß mich aufstehen«,
sagte er.
Ich ließ ihn los und stieß den heruntergefallenen Skean mit dem Fuß auf ihn zu. »Steck das weg. Was, zum Teufel,
hattest du vor? Wolltest du uns die Katzenmenschen auf den Hals hetzen?«
Einen Moment lang machte er einen verwunderten Eindruck, dann setzte er wieder seine altbekannte Miene auf und
sagte mit zornerfüllter Stimme: »Kann man sich nicht einmal ein Stück vom Lager entfernen, ohne dabei halb erwürgt zu
werden?«
Ich musterte ihn mit einem finsteren Blick. Schließlich wurde mir klar, daß ich im Grunde überhaupt nichts gegen ihn in
der Hand hatte. Er konnte einem menschlichen Bedürfnis gefolgt sein und die Laterne nur versehentlich mitgenommen
haben. Und wenn mich jemand von hinten angefallen hätte, hätte ich möglicherweise ebenso das Messer gezogen.
Deswegen sagte ich nur: »Mach das nicht noch mal. Wir sind alle übernervös.«
In dieser Nacht gab es keine weiteren Zwischenfälle. Auch in der nächsten nicht. In der übernächsten sah ich, als ich
eingehüllt in meinen Umhang am Feuer auf einer Decke lag, wie Cuinn aus seinem Schlafsack glitt und sich erneut
davonstahl. Kurz darauf leuchtete es in der Dunkelheit auf, aber bevor ich mich zum Aufstehen entschließen konnte, um
ihm gegenüberzutreten, kam er zurück, warf den schnarchenden Männern einen sorgfältigen Blick zu und nahm seinen
Schlafplatz wieder ein.
Als wir das nächste Lager aufbauten, hielt Kyral neben mir an und fragte: »Ist Ihnen während der letzten Tage etwas
Ungewöhnliches aufgefallen? Ich werde den Verdacht nicht los, daß wir verfolgt werden. Morgen werden wir aus diesem
Waldgebiet heraus sein, und danach geht die Straße nach Shainsa nur noch durch offenes Gelände. Wenn irgend etwas
passieren sollte, dann müßte es heute nacht sein.«
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