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scheidenden Schlag ausholen  mich umzubringen, das Schwert an sich zu
nehmen und sich aus dem Staub zu machen. Wenn es auch nur einen Bruchteil
des Wertes hat, den Ihr ihm beimeßt, dann kann er alles andere im Stich lassen
und sich irgendwo ein neues Leben aufbauen. Oder er kann sich zum Tempel-
herrscher machen ...«
Er hielt inne, dachte den Gedanken im stillen zu Ende und beobachtete, wie
sich der Priester schweigend amüsierte.
»Dann brauchte er doch wohl das Schwert nicht, oder? Er könnte sich am Tem-
pelschatz zur Genüge bereichern!« sagte Wallie. »Ist das eigentlich je vorge-
kommen? In den vielen tausend Jahren muß das doch mal einer der Obersten
Anführer versucht haben?«
Das runzelige alte Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Das ist
schon mindestens fünfmal passiert, allerdings in den letzten paar Jahrhunderten
nicht mehr, so daß es vermutlich langsam wieder Zeit für einen weiteren Ver-
such wird. Natürlich klappt das niemals! Zunächst einmal, Euer Blutschwur hat
nicht vor allen anderen Dingen Vorrang, mein Lord. Euer Schwertkämpfer-
Kodex stellt den Willen der Göttin über die Sutras, ist es nicht so?«
»So ist es. Der Tempel ist also geschützt. Während ich es nicht bin!«
»Damit habt Ihr recht, befürchte ich. Aber es gibt noch einen weiteren Schutz
 man kommt nur per Schiff von hier weg.« Der Priester schmunzelte und füllte
die silbernen Pokale nach.
Wallie sah ihn verständnislos an. »Na und?«
»Die Schiffe fahren nicht«, erklärte Honakura, überrascht über Wallies Be-
griffsstutzigkeit. »Die Göttin wird doch keine gemeinsame Sache machen mit
denen, die Ihren Tempel schänden!«
»Ach, Ihr denkt an ein Wunder?« sagte Wallie.
Nein, sagte der Priester, an ein Wunder denke er nicht, er denke vielmehr an
die lenkende Hand der Göttin. Die Boote auf dem Fluß führen dahin, wohin Ihr
Wille sie steuere, denn der Fluß sei ja die Göttin ...
»Und die Göttin ist der Fluß«, vollendete Wallie den Satz, wobei sein tiefes
Brummen das zahnlose Murmeln des greisen Priesters übertönte. »Vielleicht
könntet Ihr mir das etwas genauer erklären, mein Lord.«
Es dauerte eine Weile, denn Honakura war fassungslos über Wallies Unwissen-
heit, was das Wesen des Flusses betraf. Es gab nur einen einzigen Fluß  er war
in dieser Welt allgegenwärtig. Nein, einen Anfang und ein Ende habe er nicht,
soviel er wisse. Und Städte und Ortschaften lagen am Fluß, wie zum Beispiel
Hann. Normalerweise lag Fon von Hann aus gesehen flußabwärts, und Opo lag
flußaufwärts, aber das war nicht immer so.
Endlich begriff Wallie so langsam  die Geografie dieser Welt war veränder-
lich. Jetzt ergab auch Jjas Geschichte mehr Sinn, und er erkundigte sich nach Jo-
nas. Ein Jonas, so wurde ihm erklärt, sei eine Person, die die Göttin an einem
anderen Ort haben wollte. Wenn diese Person den Fuß auf ein Schiff setzte,
dann fuhr das Schiff an diesen Ort. Wenn die Göttin wollte, daß der- oder die-
jenige am derzeitigen Ort verweilte, so kehrte das Schiff immer wieder dorthin
zurück. Nein, das sei kein Wunder, behauptete Honakura beharrlich. So etwas
geschah andauernd. Wallies Schwert hingegen, das sei schon ein Wunder.
Es gab gute Jonas und schlechte Jonas, aber die meisten waren gut  was
vielleicht der Grund dafür war, daß sich der Begriff für Wallie nur umständlich
übersetzen ließ. Sobald der Jonas an Land abgesetzt worden war, wurde das
Schiff nur noch von den üblichen Geistern heimgesucht, und oft war ihm ein
glückliches Schicksal beschieden.
Das hörte sich ganz danach an, als ob diese Welt ein sehr interessanter Ort sein
müßte. Offenbar war die Plünderung des Tempel Schatzes kein gewinn-
bringendes Unternehmen, doch der Halbgott hatte Wallie ausdrücklich gewarnt,
daß das Schwert gestohlen werden könnte.
»Glauben denn diese Priester, von denen Ihr gesprochen habt, an Wunder?«
fragte Wallie.
Honakura blickte mit düsterer Miene hinunter auf die Pflastersteine. »Ich bin
beschämt zugeben zu müssen, daß einige Mitglieder der Priesterschaft einen
tadelnswerten Mangel an Glauben aufweisen, mein Lord. Es gibt zum Beispiel
eine Gruppe, die glaubt ... in der Legende ist überliefert, daß das Schwert der
Göttin geschenkt worden sei. Es gibt also welche, nach deren Auslegung es als
Gabe an den Tempel gedacht war und daß es hierher gehört, daß es während all
der Jahrhunderte irgendwo hier versteckt gewesen war.« Er blickte zornig auf.
»Mir wird vorgeworfen, es Euch gegeben zu haben, Lord Shonsu!«
Das erklärte also Tarrus Gedankengänge.
Honakura lachte unbehaglich und bot wieder den Kuchenteller an, obwohl er
inzwischen die meisten Stücke selbst weggenascht hatte. »Wankt nicht in Eurem
Glauben, mein Lord! Die Götter wählen keine Dummköpfe aus. Euch wird etwas
einfallen. Doch jetzt bin ich an der Reihe. Erzählt mir von Eurer Traumwelt!«
So kam es, daß Wallie während des übrigen Morgens schlaff auf seinem
Hocker in dem heißen Innenhof lümmelte und Honakura alles erzählte, was
dieser über den Planeten Erde wissen wollte  über Jesus und Mohammed und
Moses und Buddha, Zeus und Thor und Astarte und all die anderen. Der alte
Mann nahm es alles begierig auf und war entzückt.
An diesem Nachmittag unternahm Wallie einen Erkundungsgang. Begleitet von
einem gleichfalls schwer mitgenommenen Nnanji  die beiden sahen aus wie
die Überlebenden einer Katastrophe  , umrundete er die gesamte Tem-
pelanlage.
Der Fluß mochte an einigen Stellen zu durchwaten und die Felsenklippen
mochten an anderen Stellen zu erklettern sein, doch nirgendwo traf beides zu-
sammen. Es gab viele wilde Stromschnellen im Flußlauf, so daß er den Traum
von einem Boot oder Floß gleich aufgeben konnte. Jetzt, nachdem er erfahren [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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